Seit dem Jahr 1992 gibt es eine jährliche Umfrage, die aufzeigt, was die größten Sorgen der Bürger sind. Laut der aktuellen Befragung hat sich die Stimmung zwar etwas aufgehellt, davon bleiben Vorsorgethemen jedoch teilweise unberührt.
29.10.2024 (verpd) Die Angst vor steigenden Preisen landet 2024 zum dritten Mal in Folge auf Platz eins einer Studie, die die Ängste der Einwohner analysierte. Mehr als die Hälfte der Befragten befürchtet, dass Wohnen unbezahlbar wird. Jeder Zweite sorgt sich, dass der Staat wegen der Schuldenlast die Steuern erhöht oder Leistungen kürzt. Am wenigsten ängstigen sich die Befragten um ihren Arbeitsplatz – der letzte Platz im Ranking.
Seit über 30 Jahren veröffentlicht ein Versicherer, die R+V, eine jährliche Studie, die die größten Sorgen der Bürger hierzulande aufzeigt. Für die aktuelle Untersuchung wurden von Juni bis August dieses Jahres rund 2.400 Frauen und Männer ab 14 Jahren in ganz Deutschland befragt, wie bedrohlich für sie jede einzelne der für die Studie vorgegebenen 24 Thesen ist.
Die Umfrageteilnehmer hatten diese nach ihrem persönlichen Sorgenpotenzial nach Zahlen – 1 für keine Angst bis 7 für extreme Angst – zu bewerten. Die durch die Befragung ermittelten Prozentangaben sind der prozentuale Anteil aller Befragten, welche mit 5, 6 oder 7 geantwortet und damit eine große Angst für die betreffende These bekundet haben.
Betrachtet man den Gesamtdurchschnitt aller Ängste, zeigt sich, dass das Sorgenlevel der Bevölkerung nach drei Jahren Anstieg, nämlich von 36 Prozent auf 45 Prozent von 2021 bis 2023, im Jahr 2024 mit 42 Prozent wieder rückläufig war. Am niedrigsten war der Wert 2021 mit 36 Prozent. Am höchsten war das Angstlevel 2003 und 2016 mit 52 Prozent.
Die persönliche finanzielle Situation sorgt für Unsicherheit
Auf Platz eins des Sorgenrankings stehen zum dritten Mal in Folge die steigenden Lebenshaltungskosten. 57 Prozent gaben dies 2024 an. Im Jahr davor waren es jedoch sogar 65 Prozent. Auch die zum Teil hohen Tarifabschlüsse und die deutliche Verringerung der Inflation konnten den Bürger bisher diese Sorge nicht nehmen.
Seit Studienbeginn 1992 belegte die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten öfter als jede andere Furcht den ersten Rang. In den vergangenen drei Jahrzehnten lag sie insgesamt 14 Mal auf Platz eins und sieben Mal auf Rang zwei. Eine weitere finanzielle Sorge belegt Position drei der Studie: Mehr als die Hälfte der Deutschen (52 Prozent) befürchtet, dass Wohnen unbezahlbar wird. Nach der Furcht vor unbezahlbarem Wohnraum fragt die Studie seit 2022 – sie landete jedes Jahr auf einem der ersten drei Plätze.
Zudem hat die Hälfte der Einwohner Angst, dass der Staat wegen der Schuldenlast die Steuern erhöht oder Leistungen kürzt. Das bedeutet Platz fünf. Im Vorjahr waren es 57 Prozent (Rang drei). Vor einer schlechteren Wirtschaftslage fürchten sich 48 Prozent der Befragten (Platz acht). 2023 belegte diese Furcht mit 51 Prozent noch Position fünf.
Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes erreicht Tiefststand
Im Vergleich zum Vorjahr haben die wirtschaftlichen Ängste zwar etwas an Bedeutung verloren. „Die Grundunsicherheit bleibt aber bestehen“, erklärte die Politikwissenschaftlerin Professorin Dr. Isabelle Borucki. Sie begleitet die Studie im zweiten Jahr als Beraterin.
Entspannt wie noch nie in der Geschichte der Studie sind die Befragten beim Thema Arbeitsplatz. Die Angst vor Verlust liegt bei 22 Prozent – der letzte Platz im Ranking. Etwas mehr, nämlich 30 Prozent, fürchten, dass die Arbeitslosenzahlen in Deutschland steigen.
Gesellschaftspolitische Themen gewinnen an Bedeutung
Als „Alarmzeichen“ und „dringenden Weckruf“ interpretierte Borucki einige weitere Studienergebnisse der Top 10-Ängsteliste: Auf Platz zwei rangiert mit 56 Prozent die Sorge, dass die Zahl der Geflüchteten den Staat überfordert (2023: 56 Prozent, Platz vier).
51 Prozent der Befragten fürchten 2024, dass es durch den weiteren Zuzug zu Spannungen innerhalb der Gesellschaft kommt – Platz vier (2023: 47 Prozent, Rang zwölf).
Beide Sorgen liegen deutlich unter dem Höchststand vom Jahr 2016. Damals – auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle – fürchteten zwei von drei Befragten, dass der Staat überfordert ist oder es durch weiteren Zuzug aus dem Ausland zu Spannungen kommt.
Steigende Politikverdrossenheit und weniger Angst vor dem Klimawandel
Nahezu unverändert fürchtet rund die Hälfte der Befragten, dass Politiker ihren Aufgaben nicht gewachsen sind – unverändert Position sechs im Ranking. „Diese Unzufriedenheit muss die Politik ernst nehmen“, forderte die Wissenschaftlerin.
Entsprechend schlecht fallen die Schulnoten für Regierung und Opposition aus. „66 Prozent der Befragten vergeben die Note vier oder schlechter. Ein katastrophales Urteil“, so Borucki. Im Vorjahr lag die Schulnote noch bei 3,9 und im Jahr 2022 bei 3,7.
Trotz fortschreitendem Klimawandel und Hochwasser in drei großen Gebieten Deutschlands: Die Ängste vor Naturkatastrophen (44 Prozent; Westdeutschland: 46 Prozent, Ostdeutschland: 38 Prozent) – Platz 13 – und Klimawandel (42 Prozent; West: 43 Prozent, Ost: 37 Prozent) – Platz 15 –gehen zurück. In Ostdeutschland erreichen beide Sorgen sogar ihren tiefsten Wert.
Angst vor Krankheit, Pflegebedürftigkeit und Altersarmut
Vorsorgethemen rangieren in der Studie von Rang elf an abwärts. Vor dem Pflegefall im Alter fürchten sich 45 Prozent und damit Rang elf. Im Vorjahr waren es noch 48 Prozent.
Mit einem sinkenden Lebensstandard im Alter rechnen 40 Prozent und damit Platz 18 des Sorgenrankings – 2023 nannten dies noch 42 Prozent. Angst vor schweren Erkrankungen haben unverändert 38 Prozent, was Rang 19 ist.
Hier die 20 häufigsten Ängste in 2024 laut Studie:
- Steigende Lebenshaltungskosten 57 Prozent
- Überforderung des Staates durch Geflüchtete 56 Prozent
- Wohnen in Deutschland unbezahlbar 52 Prozent
- Spannungen durch Zuzug ausländischer Menschen 51 Prozent
- Steuererhöhungen/Leistungskürzungen 50 Prozent
- Überforderung der Politiker 49 Prozent
- Spaltung der Gesellschaft 48 Prozent
- Schlechtere Wirtschaftslage 48 Prozent
- Weltweit autoritäre Herrscher immer mächtiger 46 Prozent
- Politischer Extremismus 46 Prozent
- Pflegefall im Alter 45 Prozent
- Kosten für Steuerzahler durch EU-Schuldenkrise 44 Prozent
- Naturkatastrophen 44 Prozent
- Terrorismus 43 Prozent
- Klimawandel 42 Prozent
- Krieg mit deutscher Beteiligung 41 Prozent
- Schadstoffe in Nahrungsmitteln 41 Prozent
- Sinkender Lebensstandard im Alter 40 Prozent
- Schwere Erkrankung 38 Prozent
- Gefährdung durch Künstliche Intelligenz 34 Prozent
Aktiv die Sorgen minimieren
Einige Ängste, die einen beschäftigen, kann man selbst minimieren, indem man frühzeitig für eine passende Absicherung sorgt. Vor finanziellen Schwierigkeiten hilft beispielsweise eine sinnvolle Vermögensvorsorge, aber auch die Absicherung bestimmter Ereignisse.
So gibt es zwar keine Garantie, dass man beispielsweise nicht selbst schwer erkrankt oder dass man zum Pflegefall wird, allerdings lassen sich die finanziellen Folgen mit den passenden Versicherungspolicen absichern.
Auch ein finanzieller Schutz vor Schäden am Hab und Gut durch Wetterextreme und andere Naturkatastrophen ist mit entsprechenden Versicherungspolicen möglich.
Ebenso gibt es von der Versicherungswirtschaft diverse Produkte, teils auch mit staatlicher Forderung, damit die Einkünfte im Rentenalter ausreichend hoch sind, um damit den Lebensstandard zu sichern. Ein Versicherungsexperte hilft auf Wunsch, individuell passende Vorsorgelösungen zu finden, damit man zumindest in den Bereichen, in denen eine entsprechende Absicherung möglich ist, sorgenfrei leben kann.